Schwarze Logik
Die Sozialministerin Bayerns, Frau Ulrike Scharf, von der man bislang wenig hörte, legt einen Plan zur Arbeitszeitordnung vor, der der flexibleren Arbeitszeit dienen soll.
Zunächst ist fest zu stellen:
es gibt jede Menge Arbeitszeitmodelle in Deutschland. Sinnvollerweise ist dabei die Höchstarbeitszeit von 10 Stunden pro Tag festgeschrieben.
Diese maximal 10 Stunden will die Ministerin abschaffen, es sollen mehr als 10 Stunden pro Tagmöglich sein.
Das Arbeitsvolumen pro Person soll jedoch gleich bleiben und alles soll freiwillig sein. Damit will Frau Scharf den Fachkräftemangel bekämpfen, mehr Arbeitskräfte für die Gastronomie werben und es soll eine bessere Vereinbarkeit von Beruf, Kinderbetreuung und/oder Pflegetätigkeit möglich sein.
Wenn ein Sachbearbeiter, um das an einem Beispiel dar zu stellen, pro Arbeitstag 20 Fälle bearbeitet, dann sind das pro Woche 100. Wenn er, nach dem Modell von Frau Scharf, verteilt auf die Woche 16, 25, 20, 18 und 21 Fälle erledigt, dann kommt er auch auf 100. Das hat auch den Fachkräftemangel null Einfluss.
Schulkinder müssen zu einem festen Zeitpunkt in die Schule und Pflegebedürftige brauchen zu ganz bestimmten Zeiten Medikamente, unabhängig davon ob die Eltern bzw. die Pflegepersonen am Vortag.
7 oder 12 Stunden gearbeitet haben. Auch dieses Beispiel zeigt, praxisuntauglich.
In einem Betrieb ohne Betriebsrat, davon gibt es leider viel zu viele, verlangt der Arbeitgeber mehr als 10 Stunden an einem Tag. Wer traut sich da zu widersprechen? Da ist Freiwilligkeit ein Wunschtraum.
Wenn man Bewerbern um eine Stelle in der Gastronomie sagt, sie dürfen künftig pro Tag länger als 10 Stunden arbeiten, werden sie sich etwas anderes suchen. Ob das alles gesundheitsschädlich ist, interessiert offenbar nicht.
Auf einen Nenner gebracht: Absoluter Schwachsinn und eine Verschlechterung für die Arbeitnehmer.
Dass Arbeitgeberverbände diesen Schwachsinn für gut finden, lässt Schlimmes vermuten.
Hans Dötsch, Ag 60+ SPD Bayreuthland