Persönliche Gedanken zum 3.Oktober

02. Oktober 2021

Als ganz junger Mensch wurde mir die Teilung unseres Vaterlandes erstmals richtig bewusst, als ich mit einer SPD-Delegation 1962 nach Berlin fuhr, also durch die DDR. Der Grenzer, der den Bus betrat, zeigte gleich seine Macht: wir durften die Radioreportage von der Fußball-WM nicht anhören und mussten angeben, wieviel Westmark wir mitführten.

Bei der Rückkehr von einem Besuch in Ostberlin, zeigte eine herrische Grenzerin, dass auch sie Macht habe. Sie ließ mir einen kleinen und überschaubaren Geldbetrag, Münze für Münze vorzählen. Was ich sagen wollte, habe ich ganz schnell vergessen.

Bei weiteren Durchreisen durch die DDR, war man die Schikanen schon gewohnt.

Bei Besuchen in Meinigen und Eisenach sah ich Sowjetsoldaten in abgenutzten Uniformen, beziehungsweise eine marode Bausubstanz. Ich habe mich geschämt, als DDR-Bürger vor dem Lokal standen und kaum Einlass fanden und wir aus der BRD in einen sehr schön geschmückten Raum kulinarische Köstlichkeiten inclusive rumänischen Sekt genossen.

Durch die Wiedervereinigung lernte ich, begleitet von Bekannten, viele schöne Ecken von Thüringen kennen.

Durch eine Gemeindepartnerschaft entdeckte ich die Lausitz mit all den vielen Traditionen und einer beachtlichen Kultur. Seit dieser Zeit weiß ich auch, dass es in der Lausitz Sorben gibt mit einer eigenen Sprache.

Ich bin sehr dankbar für diese und andere schöne Erlebnisse, die vor der Vereinigung nicht möglich gewesen wären.

An der Autobahn steht noch ein alter Grenzturm. Wissen alle, die dort vorbeifahren, was für ein Glück die Wiedervereinigung war und ist?

Wissen die Bürgerinnen und Bürger, dass die Wiedervereinigung ohne die Friedens-und Entspannungspolitik von Willy Brandt, nicht denkbar ist. Der Schlüssel zum Erfolg lag bei Michail Gorbatschow. Leider konnten diejenigen die Früchte ernten, die Willys Ostpolitik mit unfairen Mitteln bekämpft hatten. Aber so ungerecht kann Geschichte sein. Vieles ist falsch gelaufen bei der Wiedervereinigung. Den damals Regierenden ging fast nur um die Einführung eines radikalen Kapitalismus.

Doch das kann meine Freude nicht trüben und hoffe, dass neben schönen Reden, nach 31 Jahren endlich die Renten angeglichen werden.

Hans Dötsch Ag 60+ SPD KV Bayreuth Land

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