Antisemitismus - tiefsitzende Vorurteile zerstören den sozialen Frieden in Deutschland

Modernes Synagogengebäude in Deutschland
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23. Mai 2021

Es ist nicht mehr zu ertragen, was sich in unserem Land an Judenhetze abspielt. In den sozialen Medien, auf Plätzen und Straßen. Diese Welle des Hasses entstand nicht erst durch den neuesten Nahostkonflikt. Dieser befeuerte den Antisemitismus allerdings nochmals sehr stark.

Es ist gut, wenn sich die Bundesregierung und die Spitzen der demokratischen Parteien diese Umtriebe verurteilen. Es ist auch zu begrüßen, dass es auf Bundes-und Landesebene Antisemitismusbeauftragte gibt.
Wissenschaftliche Veranstaltungen, die den Grund für den Judenhass ergründen wollen, haben sicher ihren Sinn.

Aber der Widerstand gegen diesen Hass, der sich auf überlieferte Lügen stützt, muss tiefer gehen. In allen Medien, in allen Schulen, in den Volkshochschulen, in Universitäten und mit allen Formen von Veranstaltungen, natürlich in einer Sprache, die auch verstanden wird.

Der Volksmund sagt, Vorurteile habe ein langes Leben. Leider oft zu Recht.

Immer wieder wird behauptet, alle Juden sind reich.

Ja, es gibt reiche jüdische Familien, wie die Rothschilds. Zur Wahrheit gehört, dass in der Weimarer Republik sehr viele Juden, Sozialhilfe bezogen. Jetzt lebt ein Teil der Kontingent -Flüchtlinge bei uns von der Grundsicherung, weil ihre Berufsabschüsse in der UdSSR nicht anerkannt wurden und auch nicht die erworbenen Rentenansprüche. Im Staat Israel ist hoher Prozentsatz der Bevölkerung von Armut betroffen. Selbst hochbetagte Überlebende der Judenverfolgung kommen nur über die Runden, weil sie Lebensmittelpakete von wohltätigen Organisationen bekommen.

Immer wieder wird behauptet, alle Juden sind feige.

Richtig ist, dass im 1.Weltkrieg 12.000 jüdische Soldaten der deutschen Armee gefallen sind. Prozentual betrachtet, mindestens genau so viele wie christliche Soldaten. Die israelische Armee hat alle Kriege im Nahost siegreich beendet. Mit Feiglingen wäre das wohl kaum möglich.

Immer wieder wird behauptet, die Beschneidung jüdischer Knaben schade denen seelisch und körperlich.

Nach den religiösen Vorschriften des Judentums, wird Knaben am 8.Tag nach der Geburt die Vorhaut beschnitten. Es gibt nicht den geringsten Beweis, dass das Ritual, das mehrere tausend Jahre alt ist, irgendwelche Schäden hinterlässt. Den Juden die Beschneidung zu verbieten, wäre für die so schlimm, wie wenn man Christen die Taufe verbieten würde.

Immer wieder wird behautet, die jüdische Art des Schlachtens, quäle die Tiere.

Das rituelle Schlachten heißt bei Juden „schächten“. Dem zu tötenden Tier werden mit einem Schnitt alle Nerven und Blutgefäße durchschnitten, so dass sofort der Tod eintritt. Auch die Moslems schlachten so. Es ist durch nichts bewiesen, dass das Schlachten in unseren Schlachthöfen auch nur ansatzweise humaner sei.

Immer wieder wird behauptet, die Juden sind alles Händler und „Schacherer“.

Noch in der Weimarer Republik gab es in Deutschland einen hohen Anteil an jüdischen Kaufleuten. Sie waren aber auch in vielen anderen Berufen tätig. In vielen Regionen und oft über eine lange Zeit, war Juden der Zugang zu Handwerksberufen verwehrt. Sie durften nicht Mitglied in den Zünften werden. Deshalb versuchten viele Juden ihr Glück als Händler in unterschiedlichsten Formen. Die von ihnen betriebenen Geschäfte waren ein Glücksfall für die ärmere Bevölkerung, denn da bekamen sie Waren zu erschwinglichen Preisen. Selbst als es gefährlich wurde und SA-Schläger vor den jüdischen Geschäften standen, gingen viele Kunden durch den Hintereingang.

Die Liste ließe sich problemlos fortsetzen, aber zum Nachdenken dürfte es ausreichen.

Seit 1.700 Jahren leben Juden in Deutschland und das muss so bleiben und sie sich sicher fühlen können,

Hans Dötsch, Vorsitzender AG 60+ SPD Bayreuthland

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